Rechtskulturen war eine Initiative des Forschungsverbundes Recht im Kontext am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Das Programm reagierte auf die durch wachsende Internationalisierungen hervorgerufene Notwendigkeit, Recht in seinem je partikularen kulturellen Kontext zu verstehen. Ein zentrales Interesse war dabei die systematische Konfrontation unterschiedlicher Verständnisse von Recht, seinen Funktionsweisen und spezifischen Kulturtechniken. Aus einer genuin juristischen Perspektive, die die Rechtswissenschaft als Professionsfakultät ernst nimmt, eröffnete das Programm das transregionale und interdisziplinäre Gespräch über Recht. Dabei sollte die Irritation durch das je »Andere« nicht durch die Unterstellung eines gemeinsamen tertium comparationis gezähmt und vorschnell durch eine verengte, rein rechtswissenschaftliche Anwendungsperspektive funktionalisiert werden.

Rechtskulturen integrierte als Netzwerk interdisziplinärer Rechtsforschung systematische und regionalwissenschaftliche Herangehensweisen. Im Zentrum stand die Frage nach den Grundlagen und Kontexten des Rechts in einer Welt, in der das kompetitive, aber auch komplementäre Neben- und Miteinander verschiedener Rechtssysteme und normativer Ordnungen Teil des sozialen Alltags ist. Durch die Einladung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus allen Teilen der Welt und die Entwicklung neuer Gesprächs- und Arbeitsformate wurden differenzierte Vergleiche und produktive Konfrontationen ermöglicht und gefördert. Seit dem akademischen Jahr 2011-2012 verfolgten jährlich sieben Rechtskulturen-Fellows in Berlin ihre individuellen Forschungsprojekte, arbeiteten als Gruppe zusammen und kooperierten in vielfältiger Weise mit Forschenden in Berlin und im gesamten deutschsprachigen Raum.

Rechtskulturen lief von 2010 bis 2014 und war an der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin assoziiert. Das Programm wurde von der Richterin des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Susanne Baer (Bundesverfassungsgericht Karlsruhe/Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Christoph Möllers (Humboldt-Universität zu Berlin) und Alexandra Kemmerer (Wissenschaftskolleg zu Berlin) geleitet. Die Wissenschaftliche Koordinatorin wurde unterstützt von Lucy Chebout, Dr. Kerstin von der Krone und Sylvi Paulick.