Mo 17 Sep 2012

Jahresvortrag – Neil MacGregor

Die zweite Jahresversammlung des Forum Transregionale Studien findet am 29. Oktober 2012 um 18.30 Uhr in der Rotunde von Schinkels Altem Museum statt. Den Festvortrag hält Neil MacGregor, Direktor des British Museum, zum Thema »Global Collections for Global Cities«.

Ob Berlin, London oder Singapur: Jede Metropole vereint Menschen aus der ganzen Welt. Auch die großen Museen spiegeln die kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt der Welt wider. Das Verhältnis der globalisierten Bevölkerung zu den globalen Sammlungen – die in Berlin mit dem Humboldtforum einen neuen, prominenten Platz erhalten werden – wirft Fragen auf: Welche Rolle spielen Museen in der modernen Stadt? Wie beziehen sie die Menschen aus den Kulturen, aus denen ihre Objekte stammen, ein? Welche bürgerschaftlichen Aufgaben übernehmen Museen in der globalisierten Welt?
 

Auf Einladung des Forum Transregionale Studien wird Neil MacGregor, Direktor des British Museum in London, darüber in Berlin sprechen: unter dem Titel »Global Collections for Global Cities« hält er den Festvortrag bei der diesjährigen Jahresversammlung. Seit mehr als zehn Jahren leitet MacGregor eins der größten kulturgeschichtlichen Museen der Welt. Mit dem Werk »Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten« ist ihm zudem eine ganz neue Verbindung von musealen Objekten und der Darstellung historischer Zusammenhänge geglückt.

Der Anlass der Veranstaltung ist die Ankunft von 32 internationalen Postdoc-Fellows, die im Zusammenhang mit den Programmen am Forum ihren Forschungsaufenthalt in Berlin beginnen. Eine Broschüre mit Informationen zu den Programmen und ihren Fellows können Sie hier abrufen.

Neil MacGregor ist seit August 2002 Direktor des British Museum und hat besondere Aufmerksamkeit darauf verwandt, die Sammlung des Museums der Öffentlichkeit in Großbritannien und der Welt zugänglich zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitete MacGregor – sowohl in seiner derzeitigen, als auch in seiner früheren Stellung als Direktor der National Gallery – eng mit BBC Radio und BBC Television zusammen. 2010 arbeiteten das British Museum und die BBC gemeinsam an einem Projekt, das »Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten« erzählte. Herzstück des Projekts war die Sendereihe vom British Museum und BBC Radio 4 von 100 fünfzehnminütigen Beiträgen zu Objekten aus der Sammlung des British Museum. Das Buch zur Serie ist inzwischen in viele Sprachen übersetzt worden.

Neil MacGregor studierte Französisch und Deutsch am New College, Oxford, und Philosophie an der École Normale Supérieure in Paris. Er erwarb den LL.B. in Rechtswissenschaft an der University of Edinburgh und wurde in Schottland als Anwalt zugelassen. Danach studierte er Kunstgeschichte am Courtauld Institute of Art in London. Nach einigen Jahren Tätigkeit an der Universität
als Dozent für Kunstgeschichte wurde er 1981 Herausgeber der Kunstzeitschrift »The Burlington Magazine« und 1987 Direktor der National Gallery.

Über das Forum Transregionale Studien:

Das Forum Transregionale Studienwurde 2009 auf Empfehlung des Wissenschaftsrats und der Berliner Wissenschaftskommission gegründet.  Ziel ist, das traditionell starke – aber auf mehrere Universitäten und Forschungseinrichtungen verteilte – Potenzial Berliner Regionalwissenschaften zu profilieren. Wie kaum in einer anderen Stadt Deutschlands findet sich in Berlin die Möglichkeit, Expertise in Afrika- und Asien-,  Latein- und Nordamerika-, Europa- und Nahost-Wissenschaften zu verknüpfen. Das Forum, in dem mehr als 30 Postdoc-Fellows tätig sind, zielt auf die inhaltliche Internationalisierung der deutschen geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung. Über die verstärkte Einbeziehung der »kleinen Fächer« und mit Wissenschaftlern aus aller Welt sollen die Horizonte der etablierten Fächer erweitert werden. Neben der wissenschaftlichen Expertise trägt die vielfältige Herkunft der Postdoktoranden dazu bei, dass ein Gesprächsraum entstanden ist, der über Grenzen hinwegdenkt: Sie stammen aus Europa und den USA, aus Indien, Nordafrika und dem Nahen Osten, aus der Türkei, aus Syrien, und dem Libanon, Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten und Ägypten.

In dem Forschungsprogramm Europa im Nahen Osten – Der Nahe Osten in Europa forschen 14 Postdoktoranden zu historischen wie aktuellen Verbindungen der beiden Regionen. Unter anderem widmen sie sich der Koraninterpretation und islamischem Rechtsdenken im modernen Staat, den Amerikabildern in der arabischen Literatur, der Rolle neuer Medien im Nahen Ostens, den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf die osmanische Gesellschaft und dem Einfluss deutsch-jüdischer Exilanten auf die Geisteswissenschaften in der Türkei.

In den weiteren Programmen forschen Fellows zu zentralen Fragen der Rechtswissenschaften, der Stadtsoziologie und der Philologie: Zukunftsphilologie: Revisiting the Canons of Textual Scholarship untersucht marginalisierte präkoloniale Philologien sowie wissenschaftliche Erkenntnisse aus Afrika, Asien und Europa und arbeitet an einer Neubewertung des Kanons textbezogener Wissenschaft. Das Programm Rechtskulturen: Konfrontationen jenseits des Vergleichs behandelt Recht in Verbindung mit seinem jeweiligen kulturellen Kontext und rückt die Rechtswissenschaft damit näher an die Geistes- und Sozialwissenschaften. Unter anderem widmen sich Postdoktoranden dem Verhältnis von staatlicher Justiz und Gewohnheitsrecht in Afghanistan nach 2001; der Frage, ob die massenhafte informelle Arbeit in Indien einer Neuordnung des Arbeitsrechts bedarf; sowie der Integration der dort üblichen »Scharia-Räte« in die britische Gesellschaft. Das Programm Global Prayers: Erlösung und Befreiung der Stadt vergleicht die Verbreitung neuer religiöser Bewegungen in den Metropolen Asiens, Afrikas, Amerikas und Europas.

Den Koordinator des Forum Transregionale Studien, Georges Khalil, freut besonders, dass in Berlin ein Ort »konstruktiver Reibung« entstanden ist: »Hier kommen deutsche, europäische und US-amerikanische Wissenschaftler mit einer ganz neuen Generation arabischer, indischer, lateinamerikanischer, muslimischer oder jüdischer, Wissenschaftler und Intellektueller ins Gespräch. In geschützten Räumen diskutieren sie Übersetzungsprozesse zwischen Europa und anderen Regionen, Gegensätze zwischen religiösen und säkularen Werten, die Rolle von Recht, Kunst, Kommunikation und Religion in Politik und Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, häufig entlang hochbrisanter Debatten: vom Umgang mit Beschneidung über islamischen Religionsunterricht bis zum israelisch-palästinensischen Konflikt.«

Das Forum Transregionale Studien wird von der Humboldt- und Freien Universität Berlin, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dem Wissenschaftskolleg zu Berlin sowie von anderen Forschungseinrichtungen und -verbünden aus Berlin und dem Bundesgebiet getragen und finanziell unterstützt von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ist Vorsitzender der Mitgliederversammlung des Forums. Das Forum ist in einer Übergangszeit am Wissenschaftskolleg zu Berlin beheimatet und kooperiert im Bereich der Internationalisierung eng mit der Max Weber Stiftung.

Weiterführende Informationen: www.forum-transregionale-studien.de

Kontakt: Christian Boulanger, Tel. (030) 89 001-421, E-Mail: boch(at)trafo-berlin.de

Forum Transregionale Studien, Wallotstrasse 14, 14193 Berlin

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