Rechtskulturen
2012/ 2013

Stefan B. Kirmse

Law and Empire in Late Tsarist Russia – Imperial Courts in Crimea and Kazan, 1864-1905

Stefan B. Kirmse arbeitet an der Schnittstelle von Geschichtswissenschaft und Sozialanthropologie. Er ist Herausgeber des kürzlich erschienenen Buches One Law for All? Western Models and Local Practices in (Post-)Imperial Contexts (Frankfurt/New York, 2012), das Rechtsreformen und Rechtspraxis aus einer vergleichenden globalen Perspektive behandelt. Anhand von Fallstudien aus Russland, Lateinamerika, Afrika und Ostasien wird gezeigt, wie Gesetzgeber und Bevölkerung über das Recht sprachen und es aktiv nutzten. Das Buch erzählt somit eine Geschichte stetig hinterfragter europäischer Hegemonie, lokaler Selbstbestimmung und multipler Rechtstransfers. 

Law and Empire in Late Tsarist Russia – Imperial Courts in Crimea and Kazan, 1864-1905

In seinem Postdoktorandenprojekt verbindet Kirmse die Untersuchung von Rechtsreformen im spätzaristischen Russland mit einer Analyse von Herrschaft in einem heterogenen Reich. Er behandelt darin nicht nur die Entstehung eines modernen Gerichtssystems, sondern erforscht auch, wie die einfache Bevölkerung von den neuen Gerichten Gebrauch machte. Mit dem Fokus auf multiethnische Regionen des Imperiums wird untersucht, auf welche Weise die neue Rechtsprechung in ein plurales Rechtssystem integriert wurde, in dem staatliche Gerichte neben dörflichen, religiösen und anderen lokalen Rechtsforen koexistierten. Damit strebt er eine Analyse von Gesetzgebung und Rechtspraxis im Spannungsfeld sich gegenseitig beeinflussender Rechtskulturen an.