Rechtskulturen
2011/ 2012

Julie Billaud

Everyday Uses of Islamic Justice: Gender, Legal Interpenetrations and Non-Secular Modernity in Shari’a Practices in England

Julie Billaud wurde im Mai 2010 in Rechtssoziologie an der University of Sussex in Brighton (UK) und an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris promoviert. Ihre Dissertation „Malalay’s Sisters: Women’s Public Visibility in ‘Post-war/Reconstruction’ Afghanistan“ beruht auf zwölfmonatiger ethnografischer Feldforschung bei verschiedenen Gruppen von Frauen (Abgeordnete, Studentinnen, Aktivistinnen) 2007 in Kabul. Die Arbeit analysiert deren Körperpraktiken und öffentliches Auftreten und beschäftigt sich mit der komplexen Geschichte Afghanistans unter aufeinanderfolgenden Wellen ausländischer Herrschaft. Es handelt sich um eine anthropologische Untersuchung, welche die Bedingungen der Möglichkeit eines weiblichen politischen Ausdrucks durch die subversive Wiederholung kultureller und religiöser Normen anstelle eines Bruchs mit diesen Normen in den Blick nimmt. 2009–2010 nahm Billaud am europäischen Forschungsprojekt „EuroPublicIslam: Islam in the Making of the European Public Sphere“ unter Leitung von Prof. Nilüfer Göle von der École des Hautes Études en Sciences Sociales teil, um den Ort der Scharia im britischen Rechtssystem soziologisch zu erforschen.

Everyday Uses of Islamic Justice: Gender, Legal Interpenetrations and Non-Secular Modernity in Shari’a Practices in England

Als Rechtskulturen-Fellow wird Billaud auf dieser vorbereitenden Forschung aufbauen, um die alltägliche Anwendung und Praxis islamischen Rechts unter verschiedenen gläubigen Akteuren, die in einem Scharia-Rat in London interagieren, detaillierter zu untersuchen. Billaud unternimmt es in ihrer Untersuchung, die Frage der Scharia in Europa von den Migrations-/Integrationsparadigmen abzurücken, indem sie einen dialektischen Ansatz verfolgt. Dabei legt sie besonderen Augenmerk auf Werte, Subjektivitäten und Verhaltensstandards, die durch alltägliche Interaktionen in diesen „halböffentlichen“ Räumen entstehen. Diese Konzentration auf alltägliche Praktiken wird zeigen, welche Herausforderung die heutige kulturelle und religiöse Vielfalt für die Rechtspraxis darstellt, wie die Rechtspraxis auf diese Herausforderung reagiert und wie die Praxis sich in der Begegnung mit der entstandenen kulturellen Vielfalt verändert. Allgemeiner umfassen Billauds Forschungsinteressen nichtwestliche Moderne(n), Gender, Islam, Kultur, Rechte und Öffentlichkeit.