The Ethics of Exception: Attitudes Towards Rules and Individual Judgement in the Persianate and Latinate Worlds in the Early Modern Period (1300-1700)
Kruijtzers aktuelles Projekt „Die Ethik der Ausnahme: Der Umgang mit Regeln und individuellem Urteil in den persianaten und latinaten Kulturräumen der Frühmoderne (1300–1700)“ vergleicht den Teil der christlichen Welt, in dem Latein die gemeinsame Schriftsprache war (West- und Mitteleuropa), mit jenem Teil der islamischen Welt, in dem Persisch die Lingua franca höfischer Eliten war (Iran, Zentral- und Südasien). In beiden Regionen ließen sich die in der moralischen Autorität heiliger Schriften begründeten Regeln nicht immer mit individuellem Leben vereinen. Das daraus entstehende Spannungsfeld ist Gegenstand der Untersuchung. Welche Strategien waren verfügbar, um Regeln zu entgehen, und wie haben sich diese Strategien im Lauf der Zeit entwickelt? Und wie beurteilten Zeitgenossen die unterschiedlichen Strategien? Die Studie soll aktuelle Diskussionen über die Anwendung von Regeln und individuellem Urteil bereichern, da das uneinheitliche und widersprüchliche Erbe der Zeit von 1300–1700 noch immer in beiden untersuchten Weltregionen relevant zu sein scheint.